Natürlich müssen wir uns Süßigkeiten und fettes Essen verkneifen, wenn wir abnehmen möchten. Das ist doch logisch! Salat und Wasser sind vermutlich kalorienarm genug, um uns den Abnehmerfolg zu sichern. Wenn wir dann doch Schokolade genascht haben, setzt prompt das schlechte Gewissen ein. Diese Diätmentalität ist uns so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir sie nicht einmal hinterfragen.
Hier gibt es die vorigen Teile dieser Serie zum Thema “Abnehmen” (beim Klicken auf den Link öffnet sich eine neue Seite, so dass ihr einfach zum Artikel zurückkehren könnt):
- Es geht um viel mehr als Kalorien. (Teil 1)
- Verbindung und unser Gewicht. (Teil 2)
- Was wir denken und fühlen, kann uns dick machen! (Teil 3)
- Mit dieser “Gehirnwäsche” nehmen wir nicht ab! (Teil 4)
Diätmentalität
“Ich darf das nicht essen und jenes auch nicht, das macht mich dick”. “Ich habe mir das verdient, denn ich habe Sport gemacht”. “Ich fühle mich schuldig, weil ich das gegessen habe…”. Kommen dir diese Gedankengänge bekannt vor? Sie scheinen völlig normal zu sein, sind jedoch klare Indizien für eine “Diätmentalität”, die in unseren Köpfen unhinterfragt festsitzt.

Sie ist das Ergebnis jahrelanger oder sogar Jahrzehnte währender Einflüsse aus Medien und Medizin, die proklamieren, dass nur die Anzahl der aufgenommenen und verbrauchten Kalorien entscheidend dafür ist, ob wir zu- oder abnehmen. Wenn das so wäre, würden Diäten eine perfekte Lösung sein und wir alle wären gertenschlank. Schließlich gibt es tausende Diäten und Diätratgeber auf dem Markt und jedes Jahr folgen Dutzende neue “ultimative Programme”. Aber Diäten kommen mit massiven unerwünschten Nebenwirkungen im Gepäck.
Diät zu halten und nicht durchzuhalten, macht uns immer dicker, sorgt für Versagenserlebnisse und macht uns unglücklich. Versprechen doch Diäten – so wie sie vermarktet werden – nicht nur Gewichtsabnahme, sondern auch Erfolg, Glück und Freunde. Das ist etwas, was eine Kalorienrestriktion oder auch Gewichtsabnahme einfach nicht erfüllen kann. Keine Zahl auf der Waage kann uns wirklich glücklich und zufrieden machen. Und dennoch setzen wir mit jeder neuen Diät die Erwartungen unrealistisch hoch, nur um erneut herbe enttäuscht zu werden.



Veraltetes Wissen
Altes und falsches Wissen hält sich hartnäckig. Es dauert, verschiedenen Schätzungen zufolge, etwa 17 Jahre, bis sich Wissen aus der Forschung auch im Alltag durchsetzt [1]. Zu viele Lobbyinteressen sind damit verbunden und zu viel Geld ist im Spiel. Dass wir uns gesund ernähren, ist nicht im Interesse der Firmen, die Fast Food und stark verarbeitete Nahrungsmittel verkaufen. Im Gegenteil, sie erforschen immer weiter, wie wir dazu gebracht werden können, immer mehr zu essen und mehr zu kaufen. Das scheint sehr erfolgreich zu sein, denn die Anzahl an Menschen, die sich von Fast-Food ernähren, steigt jedes Jahr [2].
Zwei Artikel zum Thema Fast-Food findet Ihr hier auf meiner Homepage:
- 8 Strategien, die uns zu willenlosen Fast-Food-Konsumenten machen.
- Die Sucht nach Fast-Food beenden und endlich gesünder essen.
Übergewicht als ein Symptom
Damit verbunden ist ganz grundlegend der enorme Anstieg von chronischen Erkrankungen [3], einer Folge unseres Lebensstils der nicht zu den Bedürfnissen unseres Körpers und Geistes passt, die sich seit Millionen von Jahren – im Gegensatz zu unseren Lebensbedingungen – nicht verändert haben. Die damit einhergehenden chronischen Entzündungen in Muskeln, Gelenken, Organen, Arterien, Nerven und selbst im Gehirn produzieren oftmals Übergewicht als ein Symptom [4].



Wenn Übergewicht ein Symptom einer (oder mehrere) chronischen Entzündung ist, wie kann dann eine Diät oder reine Kalorienreduktion die Lösung sein? Zu viele aufgenommen Kalorien sind überhaupt nicht das zentrale Problem. Vielmehr müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden, welche die Entzündungen überhaupt erst “produziert” haben. Zentrale Verursacher sind sicherlich eine nicht “artgerechte Nahrung” mit viel Zucker und hochverarbeiteten Lebensmitteln, aber auch zu viel Stress, mangelnder und schlechter Schlaf, hochverarbeitete Nahrung, mangelnde Bewegung, ein negatives Gedankenkarussell und fehlender Sinn im Leben. Lernen wir, diese Aspekte zu regulieren und wieder in ein Gleichgewicht zu bringen (Gesundheitscoaching kann da oft die Rettung sein), verschwinden hartnäckige Pfunde oftmals ganz mühelos.



Achtsamkeit als Lösungsstrategie
Ich bin mir bewusst, dass die genannten Einflussfaktoren sehr vielfältig sind. Genau aus diesem Grund kann auch kein Verweis auf eine Strategie die Lösung sein. Aus diesem Grund hat Achtsamkeit als übergeordneter Ansatz so ein ungeheuer großes Potential.
Achtsamkeit heißt zunächst einmal, sich dessen bewusst zu werden, was man tut und denkt. Das mag nach einer leichten Aufgabe klingen, ist es aber nicht. Die meisten Dinge, die wir denken und tun, sind uns nicht bewusst, sondern sie laufen automatisch ab. Für Achtsamkeit gehört noch dazu, dass man sich bewusst entscheidet, etwas (nicht) zu tun und sich (wie auch andere) dafür nicht verurteilt.
Wie hängt das mit unserem Wunsch, abzunehmen zusammen? Achtsamer in unserem Verhalten zu sein, hilft uns bei vielen Herausforderungen im Alltag, weniger aus einer aktuellen Gefühlslage und Gewohnheit heraus zu handeln und das nachher zu bereuen, sondern bewusst zu entscheiden.
Wenn wir uns entscheiden, bewusst zu essen, gute Entscheidungen zur Qualität der Nahrungsmittel zu treffen, Hunger & Sättigung zu beachten, Emotionen & Gedanken wahrzunehmen und einfach nur zu registrieren, ohne sie zu bewerten, hilft uns das auf dem Weg zu einem bewussteren Leben. Coaching kann hier helfen, tiefer in das Thema einzusteigen und die Strategien an die eigenen Lebensbedingungen anzupassen.
Mehr Infos zu Gesundheit & Achtsamkeit auf meiner Seite findest Du hier:
- Achtsamkeit: Ist das etwas für mich?
- Was wir denken und fühlen, kann uns dick machen! (Teil 3)
- 5 Fragen zum Thema “Essen”.
- 10 simple Strategien für mehr Gesundheit.
Quellen:
- [1] Morris, Wooding & Grant (2011): The answer is 17 years, what is the question: understanding time lags in translational research.
- [2] Umsätze von McDonalds in Deutschland bis 2018
- [3] Starke Zunahme chronischer Erkrankungen in der Schweiz.
- [4] Dr. Will Cole & Eve Adamson (2019): The Inflammation Spectrum. Random House: New York.
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