Der Kauf von LAUFSCHUHEN ist für Freizeitläufer oft mit dem Kauf von Mode vergleichbar: Sie schauen nach der Lieblingsmarke, wählen Design und Farbe, die ihnen am besten gefallen, dann noch die richtige Größe und fertig. Doch das kann sich beim Laufen als Fehler erweisen und zu Blasen, Verletzungen und Überlastungen führen! Heute soll es um ein paar zentrale Kriterien für die Auswahl der perfekten Laufschuhe gehen.

Deine Laufschuhe sind das Fundament für alle Läufe.
Wenn du drei Mal in der Woche 45 Minuten Laufen gehst, summiert sich das auf etwa 21.000 Schritte jede Woche bzw. fast 100.000 Schritte jeden Monat. Über diese Menge an Laufschritten Schuhe zu tragen, die nicht perfekt auf deinen Laufstil, Fußtyp, Gewicht und den bevorzugten Untergrund (z.B. Asphalt vs. Waldboden) abgestimmt sind, verändert die Haltung beim Laufen. Das führt zu Fehl- und Überbelastungen sowie Schmerzen in Knien, Rücken, Hüften oder Füßen.
Das größte Problem daran ist, dass es einige Jahre dauern kann, bis sich Überlastung oder Abnutzung der Gelenke durch Schmerzen bemerkbar machen. Aber wenn es dann soweit ist, wenn der schützende Knorpel bis auf den Knochen abgerieben ist und Knochen auf Knochen reiben, ist es zu spät. Schmerzen und Entzündungen werden dann zum dauerhaften Begleiter.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden: ich sage nicht, dass Laufen den Gelenken schadet. Das Gegenteil ist der Fall, wie zahllose Studien zeigen: Die konstante Belastung der Strukturen (Bänder, Muskeln, Knochen) macht diese widerstandsfähiger, jedoch nur, wenn die Gelenke biomechanisch richtig belastet werden.
Der perfekte Laufschuh ist individuell
Der perfekte Laufschuh ist individuell, wie deine Füße auch. Er kann – wenigstens ein bisschen – kleine strukturelle Schwächen ausgleichen, jedoch nie ein Ersatz für laufspezifisches Krafttraining sein.
Eine Überpronation (wenn die Fußgelenke nach innen einknicken, einhergehend mit flachem Fußgewölbe z.B. Senkfuß, Plattfuß [Video 1]) kann ein wenig dadurch kompensiert werden, dass das Sohlenmaterial des Laufschuhs innen ein wenig stabiler ist als im Außenbereich.
Läufer die zur Supination (Bild 1 unten) neigen, erkennen dies daran, dass ihre Laufschuhe in der Regel an der Außenkante abgelaufen sind. Das kann im Bereich der kleinen Zehen und mitunter auch der Ferse sein, je nach Laufstil. Sowohl Läufer mit O-Beinen als auch Läufer, die stark die Außenkante des Fußes belasten (Supination) sollten unbedingt einen großen Bogen um die Gruppe der Laufschuhe machen, die im Laden als “Stability” gekennzeichnet sind.



Mode & Trends beim Kauf der Laufschuhe
Schuhe, die gerade “in” sind oder, die eure Freunde zum Laufen verwenden, müssen für euch noch lange nicht gut sein. Lasst euch auch nicht von der populären Meinung beeinflussen, dass besonders gedämpfte Laufschuhe besser für eure Gelenke sind. Eine kissenweiche Sohle absorbiert eure Kräfte und sorgt dafür, dass ihr mit dem Schuh “schwimmt”. Das ist nicht gerade günstig, wenn man sich kraftvoll nach vorn bewegen möchte.
Auch super flache barfuß-Schuhe sind für Laufeinsteiger weniger zu empfehlen. Unsere Füße sind im Alltag so dick und inaktiv verpackt, dass die Anforderungen dieser Minimalschuhe an eine aktive Fußmuskulatur nicht erfüllt werden können. Achillessehnen- und Plantarsehnenüberlastungen sind häufig die Folge und können sehr langwierig sein [1].
Oftmals sind wir uns unseres Laufstils gar nicht bewusst. Es ist ja auch wirklich schwierig, sich selbst beim Laufen zu beobachten ;-). Daher ist es ratsam, sich Hilfe vom Fachmann oder der Fachfrau zu holen. Das Internet ist sicher nicht der richtige Ort, um sich Laufschuhe auszusuchen. Ausnahme: man kauft einen Laufschuh erneut, den man bereits kennt.



Professionelle Laufschuhberatung ist ein MUSS
Gute Läden für Laufschuhe nutzen in der Regel ein Laufband, um den Laufstil zu identifizieren und verschiedene Schuhe vergleichen zu können. Die ganz guten Profis haben dabei nicht nur Füße und Waden, sondern auch die Knie des Kunden im Blick und auf dem Bildschirm. Eine große Hilfe ist es für den Laufschuhberater, wenn ihr eure aktuellen Laufschuhe zum Kauf mitbringt. Diese Schuhe verraten schon eine Menge über euren Laufstil und eure Laufgewohnheiten.
Gut zu wissen: Alle bekannten Laufschuhmarken stellen hochwertige Laufschuhe her (Adidas, Nike, Asics, Mizuno, New Balance etc.). Vorsicht ist mitunter bei Anbietern sehr günstiger Laufschuhe geboten, da das Material die notwendige Elastizität häufig deutlich schneller verliert als hochwertige Laufschuhe. Irgendwo muss natürlich gespart werden, um diesen niedrigen Preis zu erreichen.
Wichtig für den Kauf eines Laufschuhs sind also vor allem Passform, Wohlfühlen, eure Bedürfnisse und Laufgewohnheiten, wenn ihr lange verletzungsfrei Spaß am Laufen haben möchtet. Lieblingsmarke und ganz besonders Wunschfarbe sind eher eine nette Beigabe.



Jetzt wisst ihr auch, dass ihr nie pinkfarbene Laufschuhe kaufen solltet, nur weil Pink eure Lieblingsfarbe ist. Das gilt natürlich für jede andere Farbe auch. Es gibt so viel mehr zu berücksichtigen, um die richtigen Laufschuhe zu finden. Natürlich spricht nichts gegen pinkfarbene Laufschuhe, wenn sie das Ergebnis eines fundierten Beratungsprozesses sind. 🙂
Häufiger wird es aber so sein, dass die Marke und Farbe nicht so ganz euren Vorstellungen entsprechen, die Laufschuhe für euch aber genau richtig sind (bei mir eigentlich Dauerzustand).
Laufschuhewechsel – wann ist er nötig?
Alle 700 bis 800 km solltet Ihr euch von euren geliebten Laufschuhen trennen. Sie haben einen guten Job gemacht und nun ist es an der Zeit für sie, zu gehen, um eure Gesundheit zu schützen. Das Sohlenmaterial verliert nach längerer Belastung aber auch ohne Belastung (wenn Laufschuhe 2 Jahre im Schrank stehen!!) an Elastizität und kann die Unterstützung eurer Füße nicht mehr leisten.
Wenn die Schuhe von außen wirklich noch gut aussehen, gibt es auch die Möglichkeit, sie zu spenden oder im Alltag zu tragen. Die Karriere als Laufschuh sollte aber wirklich beendet sein. Ist schon vor Ablauf der 2 Jahre oder der genannten Kilometerzahl eine deutliche Abnutzung der Außensohle erkennbar, ist das ein überzeugender Grund, die Laufschuhe auch schon früher auszurangieren (Bild 1). Abgelaufene Sohlen zwingen euch mit jedem Schritt in eine unnatürliche Fußposition, die Knie und Hüften in Mitleidenschaft zieht, Schmerzen sind dann nur eine Frage der Zeit.



Nach meiner Erfahrung gibt es in Deutschland eine gute Laufberatung bei Intersport aber auch vielen kleinen privaten Laufläden wie z. B. Bunert (Runnerspoint war immer mein Favorit, leider gibt es diese Kette nicht mehr, Stand 2021). Erkundigt Euch am besten, vor dem Kauf, ob im Laden ein Laufband vorhanden ist und welche Ausbildung die Verkäufer haben. In der Regel ist eine Beratung zum Laufschuhkauf kostenfrei, wenn ein paar Schuhe gekauft werden (was ja das Ziel der Beratung ist).
Ich wünsche euch viel Spaß beim Kauf eurer Laufschuhe und ein gesundes, glückliches und verletzungsfreies Laufen mit diesen Schuhen!
[1] Nichts spricht jedoch dagegen, 5-minütige Barfußläufe auf Rasen oder Sand (weicher, natürlicher Untergrund) in euer Training zu integrieren. Damit könnt ihr eure Fußmuskulatur kräftigen. Die Dauer der Barfußläufe kann langsam(!) gesteigert werden.
3 Gedanken zu „Warum Du niemals pinkfarbene Laufschuhe kaufen solltest.“